im Mietshäuser Syndikat

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Linsen mit Milch und Käse – oder neu gemischte Karten?

Wirklich überraschend ist es nicht – das Konzeptverfahren kommt ins Stocken. Die zweite Verfahrensstufe zur „Schöneberger Linse“ startet in nicht absehbarer Zeit. Bevor es weitergehen kann, sieht das zuständige Berliner Immobilienmanagement (BIM) noch weiteren Prüfungsbedarf.

Die Bewerber*innen können wieder raus aus den Startblöcken. Beine ausschütteln, locker machen, jetzt nicht verkrampfen, den Kopf freimachen.

Fokussieren und auf die eigenen Stärken vertrauen bringt in diesem Fall aber leider nicht viel. Wer sich auf das Rennen „Konzeptverfahren in Berlin“ einlässt, kann sich zu keiner Zeit darauf verlassen, die zu bewältigende Strecke zu kennen, sie mal eben im Kopf durchgehen zu können. Auch nach dem Startschuss wird im Hintergrund an Streckenführung und Grundkonzept gebastelt. Wer sich auf Sprint einstellt, hat gleich verloren; es geht um Langstrecke, Hindernislauf und immer wieder um plötzlich auftauchende Hürden, das Ganze gerne auch mal auf Marathondistanz.

Auch nach Jahren stadtpolitischer Auseinandersetzungen auf Straßen und an runden Tischen bleibt der Eindruck bestehen, dass sich die Liegenschaftspolitik zwar in einem andauernden Reformierungsprozess befindet, die eigentlichen Weichenstellungen und Entscheidungen aber weiterhin in Hinterzimmern und Kungelrunden stattfinden bzw. gefällt werden. Wenn es um Liegenschaften geht, bleibt die Berliner Politik so transparent wie ein Glas Milch.

Abgesehen vom Ärgernis eines milchigen Politikverständnisses, mag die aktuelle Verzögerung aber Gründe haben, die sich positiv auswirken könnten. Es ist nicht abwegig, zu vermuten, dass die gegenwärtigen Koalitionsverhandlungen ihren Teil zum Stocken des Prozesses beitragen. Die Karten im Hinterzimmer werden gerade neu gemischt.
Auch hinsichtlich der Stadtentwicklungspolitik? Es macht wenig Sinn an dieser Stelle über Personalien zu spekulieren. Festzuhalten ist dennoch, dass einige der zukünftigen Entscheidungsträger*innen für deutlich andere Akzentuierungen in der Stadtpolitik stehen.

Wäre es nicht gerade jetzt an der Zeit, auf die Webfehler und Widersprüche dieses und bereits durchgeführter Konzeptverfahren hinzuweisen?
Warum sind Verwaltung und Politik nicht in der Lage oder Willens, ein Verfahren durchzuführen, bei dem für alle Beteiligten von Beginn bis zum Ende klar ist, was en detail erwartet wird? Wieso werden soziale und kulturelle Ziele formuliert, die durch die starke Gewichtung des Kaufpreises konterkariert werden? Warum fehlen konkrete Bewertungskriterien, die die allgemein gehaltenen Formulierungen über stadtpolitische Ziele wie stärkere Nutzungsbindung, Bevorzugung von gemeinwohlorientierten Konzepten, Kiezbezug, soziale Mischung, Barrierefreiheit, lange Mietpreisbindung, Mieter*innenmitbestimmung, Transparenz, etc. pp., auch Wirklichkeit werden lassen?

Es würde einer neuen Regierung mit anderen stadtpolitischen Zielsetzungen und Priorisierungen gut zu Gesicht stehen, wenn einmal das Gegenteil vom Gewohnten passieren würde: Statt zusätzliche Hindernisse und Hürden in einem Konzeptverfahren aufzubauen, könnten vorhandene abgebaut und Widersprüche abgeräumt werden.

Im Augenblick müssen sich die Bewerber*innen im Konzeptverfahren mit undurchsichtig-milchiger Politik herumschlagen, die auch noch ins Stocken kommt. Wenn Milch stockt, flockt sie auf und verklumpt, Käse entsteht. Stadtpolitisch wurde in Berlin in den letzten Jahrzehnten viel produziert, das zum Himmel stinkt. Es ist Zeit, Abschied von der Milch zu nehmen, bevor diese endgültig sauer wird. (fh)

Projektfinanzierung in Zeiten des Kleinanlegerschutzgesetzes

Das Haus, das wir auf der Schöneberger Linse bauen wollen, soll in vielerlei Hinsicht ein Gegenentwurf sein, sowohl zu den Luxusappartements und Loftwohnungen, die zur Zeit z.B. prominent um öffentliche Grünanlagen entstehen, als auch zum Wohnungsbau von der Stange, den die Landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften praktizieren.

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist die konsequente Umsetzung des Konzeptes der Mietwohnung. Um einzuziehen muss kein Eigenkapital investiert und kein Genossenschaftsanteil gezeichnet werden. Rund 3/4 des Gesamtinvestitionsvolumens wird über einen Bankkredit, KfW- und Neubauförderung gedeckt, das restliche Viertel leihen wir uns als Nachrangdarlehen, direkt von Privatpersonen als Direktkredite.

In Folge der Prokon-Pleite wurde im Juli 2015 das Kleinanlegerschutzgesetz erlassen. Es soll verhindern, dass Privatpersonen ihr Geld schlecht informiert in womöglich hochriskante Anlageformen investieren.

Das Kleinanlegerschutzgesetz verpflichtet Projekte, die Geld von Privatpersonen einwerben, die Risiken der Geldanlage klar zu benennen. Dabei unterscheidet es zwischen Art und Größe des Projektes. Projekte die mehr als 2.500.000€ als Direktkredite einwerben wollen, müssen jährlich einen Prospekt herausbringen, der ausführlich über deren wirtschaftliche Lage informiert. Die Herstellung eines solchen Prospektes kostet ca. 30.000€, ein Betrag den z.B. wir in einer so frühen Projektphase nicht aufbringen können.

Kleinere Projekte wie unseres sind von der Prospektpflicht ausgenommen. Sie können Direktkredite entweder innerhalb einer Bagatellgrenze einwerben, oder, sofern sie eine gemeinnüztige, kirchliche oder soziale Zielsetzung haben, ein Vermögensinformationsblatt bei der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) hinterlegen.

Erst wenn wir den Zuschlag für eines der Grundstücke auf der Schöneberger Linse erhalten haben, können wir dort ein Haus bauen, bezahlbare Mieten einnehmen und davon Zins und Tilgung zahlen. Bis dahin können Sie uns aber bereits mit Direktkreditzusagen unterstützen. Diese müssen wir bei der Bank vorlegen, um dort ein Darlehen zu erhalten. Detaillierte Informationen finden Sie bei Finanzierung.

Teilgenommen!

Am letzten Freitag war es soweit: Wir haben unsere Bewerbungen für die erste Verfahrensstufe im Konzeptverfahren um die Schöneberger Linse eingereicht. Insgesamt haben sich in den vergangenen acht Wochen fünf Hausprojektinitiativen im Mietshäuser Syndikat daran gemacht, ihre Leistungsfähigkeit zur Realisierung eines Hauprojekts im Herzen von Berlin unter Beweis zu stellen. Hier beim gegenseitigen Gegenlesen im Prinzessinnengarten (einem wunderschönen, aber leider nicht langfristig gesicherten Freiraum in Berlin).

PGaerten-review

Gefordert wurden neben rein verfahrensrechtlichen Formalitäten auch eine Reihe von inhaltlichen Angaben. Da wir alle unsere Hausprojekte im Mietshäuser Syndikat realisieren wollen, bot es sich an, zu kooperieren. Wir haben zusammen Finanzierungspläne erstellt, Konzeptideen ausformuliert und unsere Organisationsform illustriert. Die detaillierte Prüfung unserer Unterlagen ergab, dass sie vollständig waren und so fuhren wir mit dem Rad den knappen Kilometer zum Sitz der BIM an der Warschauer Straße. Die Drehtür war zwar bereits verrammelt, doch eine freundliche Mitarbeiterin öffnete uns eine Seitentür und versah unsere Unterlagen mit einem Posteingangsstempel.

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Für uns heißt es jetzt weiterarbeiten. Denn wir wollen gut vorbereitet in die nächste Verfahrensstufe starten.

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